Kritiken
schrötter konrad

" ... und der könig brachte glück in meine brust ..."

danke für das schöne stück

Robert Lender

Nachdem ich gestern das Stück "Der Springer" besucht habe, habe ich mir
erlaubt eine kleine Kritik (ich bin in Theaterkritiken nicht sehr geübt)
in meinem Weblog zu schreiben.

Sie finden Sie unter
http://www.robertlender.info/blog/archives/143-Der-Springer.html


pseudonym: alexander vitus

Das (euer) stück hat mir sehr gut gefallen. für mich war es in erster linie ein stück über die verzweiflung der menschen. um diese verzweiflung ertragen zu können, reden sie (schlecht) über menschen und dinge, die sie nicht verstehen, die sie verdrehen und auf die sie "herabsehen". das ineinanderspielen mehrerer ebenen ist wirklich atemberaubend. wer ist der springer? möglicherweise gibt es ihn gar nicht. der springer ist nur ein symbol, eine metapher, den sich die leute "konstruieren", um (sich) abzulenken, um ihren frustrierten geist auf jemanden zu konzentrieren, der noch ärmer, böser, schlechter, verabscheuungswürdiger ist (als sie selber).
einfach das letzte.... also wen kümmert es wirklich, wenn so einer springt...

Die hintere bühnenwand hat mir sehr gefallen - ein kunstwerk für sich. blau ausgeleuchtet war die "männerseite", rot die "frauenseite". und im foyer war vor mir auch ein blauer spot. wie du ja weisst, liebe ich blau... die schauspieler waren alle gut, der wirt bzw. barkeeper besonders...

interessant war, dass keine interaktion zwischen den männern und den frauen auf der bühne stattfand. diese verbindungen wurden nur evident aus dem text, den sie sprachen. viel gutes war da auch nicht dabei. die bezirksratsgattin alleingelassen und vernachlässigt... wenn sie nicht ihre "gute" freundin hätte... und die wiederum speibt sowieso ihren ekel auf die bühnenbretter.
ziemlich intensiv gesoffen wird sowohl von den herren, als auch den damen...
 
sehr intensiv kam das abhängigkeitsverhältnis zwischen dem journalisten und dem wirt "rüber". auch hier destruktivität und menschenverachtung. irgendwie kristallisiert sich heraus, dass der springer ein symbol für einen einzigen "unschuldigen" in diesem meer von verzweiflung und menschenverachtung ist.
er ist entweder personifiziert oder auch nicht. er kann ja auch "baden gehen" als ein wert, eine haltung, die in diesem sammelsurium von kaputten typen einfach keinen platz hat und daher versucht, da "rauszuspringen".
 
aber das geht nicht. afrika und (dealer hin oder her) die afrikaner sind zu einem mindest gleich großen ausmaß an brutalität fähig wie unsere herren bezirksräte, wirte oder journalisten. vielleicht, weil sie noch desillusionierter sind als die europäer.
 
es ist auch ein stück über "rollenfixierung". alle machen und sagen immer dasselbe und keiner findet aus seinem schema heraus. der journalist steht unter dem zwang, tolle schlagzeilen zu erfinden, aber sie bleiben eine nach der anderen platt und idiotisch (wobei er ja nicht so schlecht liegt, denn sowas wollen die leute tatsächlich lesen). der wirt (für mich die interessanteste figur) wiegt ständig irgendwas ab. er leidet unter einem "ausgleichungsbedürfnis bzw. -wahn"...
übrigends die reporterin war auch niedlich, wie sie immer ihr rockerl gezupft hat - eine "ulknudel" ...
im springer gibt es ja nicht nur zweierbeziehungen und vierdimensionale vexierbilder, sondern auch die klassische dreiecksgeschichte... mindestens den beiden frauen geht es nicht besonders gut dabei.

danke für den faszinierenden theaterabend! mir hats sehr gut gefallen!! gratulation - ich bin schon gespannt auf euer nächstes stück!




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