Der Springer

Theaterstück - ART-IST | Uraufführung
16. Juni 2005

"Der König sagt..." Dieses Spiel kann man beliebig oft variieren. Das Problem an der Sache ist, dass nun mal jeder gerne was sagen würde. Ein Spaßmacher, ein König, ein Springer - wer sagt was, und wer ist wer in dieser schwarzen Komödie? Und ist überhaupt irgendjemand? Ein Vexierbild ist, dem Lexikon zufolge, ein „Suchbild, das eine nicht sofort erkennbare Figur enthält“. Naturgemäß ist solches eine Herausforderung für das menschliche Auge. Indem der Blick aber suchend über eine Oberfläche gleitet, wird diese schnell zu einem Fixier-Bild.
Wie aber sähe ein vier-dimensionales Vexierbild aus? Wie ein Theaterstück, beispielsweise - wie dieses, um genau zu sein. Die räumliche Aufteilung der Bühne verweist auf die Gleichberechtigung der Schauplätze, die Gleichzeitigkeit der Handlungen wird zusätzlich durch die eigenwillige Dialogführung zum Ausdruck gebracht. Mit jedem Informationspartikel, der Charakteren und Publikum als Appetitanreger serviert wird, ändert sich die gesamte Sichtweise auf den Sachverhalt - somit sind die Weichen für eine neue Fixierung gestellt. Oder nicht? Wie oft kann die einmal eingeschlagene Richtung geändert, wie oft einer Erwartung widersprochen werden, ohne dass die Geschichte aus dem Ruder läuft? Resultiert ein neuer Impuls in sabberndem Enthusiasmus oder in Zynismus? Das Theaterstück kann in diesem Fall nicht nur als Such-Stück gelesen werden, das von ständig wechselnden Blickwinkeln lebt, sondern auch als dessen Gegenteil: eine Aufforderung, sich zurückzulehnen, und die Geschichte sich entwickeln zu lassen. Dem Publikum stehen beide Möglichkeiten offen.

Thema dieser Geschichte ist primär der Prozess der Meinungsbildung und -findung. Wann wird Information zur Nachricht, und umgekehrt? Hier ist nun nicht nur das Auge, sondern auch der Verstand angesprochen, und gesucht wird nicht nur eine, sondern gleich mehrere Figuren. Welche dieser Figuren behält nun den Über- und Durchblick? Oder ist das dem Publikum vorbehalten? Dies wird davon abhängen, wie die einzelnen Teile aus dem gewonnenen Einblick zusammen gesetzt werden. Welcher Stellenwert kommt dabei trotz alledem noch der Oberfläche zu? Oder besser: gibt es überhaupt etwas, das sie verbergen kann? Das Bild wird hier zum Spiel mit den Perspektiven, das Spiel zum Flirt mit den Mitteln des Zeigens und Versteckens. Ehe man es sich versieht, hat sich der sichtbare Ausschnitt verschoben. Doch vielleicht geht es auch eher ums (Ver-)Hören und darum, wer was (ver-)spricht ...

Das Stück könnte sich in dieser Hinsicht selbst unter jene von ihm beschriebenen Medien reihen, oder aber als die übergeordnete Instanz fungieren - wiederum ein doppeltes Spiel. Die Frage ist, ob das Publikum aus dem Puzzle mit mehreren Ebenen ein einheitliches Bild machen kann - oder soll. Auf jeden Fall soll es sich bei dieser „schwarzen“ Komödie amüsieren. Und wenn es dabei noch etwas über Könige, Hofnarren, und seltsame Springer lernt, kann das bestimmt auch nicht schaden ...

Directing: Myrta Köhler
Gabriele Matzinger
Starring: Barbara Krahofer
  Reinhard Kräuter
Petra Popovic
  Luise Ogrisek
Andreas Seidl
  Paul Sigmund
Ingrid Stejskal
Room: Karo Kindermann
Light / Sound: Johanna Eichinger
  Sigrid Feldbacher
Foto: Birgit Graschopf



The Jumper

art-ist | World Premiere
Thursday, June 16, 2005, 20:00

"The King says..." This game can be varied beliebig oft. The problem is that everyone would like to have a say. A jester, a king, a “Jumper” – who says what, and who is who in this black comedy? Does anyone exist at all? A picture puzzle is, according to the encyclopedia, a „picture containing a not immediately identifiable figure”. Naturally, this is a challenge to the human eye. But any surface, if scanned by a searching gaze, quickly turns into an image of fixation.
But what would a four-dimensional Vexierbild look like? Like a theater play, for example – like this one, to be exact. The spatial partitioning of the stage indicates the locations’ equality, the simultaneity of the actions is aditionally expressed by the individual dialogue. With every bit of information, served as appetizer for characters and audience, the perception of the plot changes – thus, the cards are dealt for a new fixation. Or aren’t they? How often can the direction be changed, how often can an expectation be disappointed, without having the story getting out of hand? Does a new impuls result in sabberndem enthusiasm or in cynicism? In this case, the theater play can be read not only as a puzzle depending on constantly changing perspectives, but also as the opposite: an invitation to lean back and watch the story unfold. Both options are open to the audience.

The story primarily deals with the process of shaping opinions. When does information turn into news, and the other way round? This question adresses not only the eye, but also reason, and there is not only one, but many figures to be found. Which of these figures manages to see through the plot? Or is that left to the audience? This will depend upon how the individual parts are pieced together according to the insight gained. How much importance is placed upon the surface? Or better yet: can it hide anything at all? The image becomes a play with prespectives, the game becomes a flirt with the means of showing and hiding. Before we realize it, the sichtbare Ausschnitt has moved. But maybe the play is more about (mis-) understanding and who says what...

In this respect, the play itself could be counted among the very media it describes, or function as the übergeordnete Instanz – again a two-sided game. The question is, whether the audience can – and should – turn the multi-layered puzzle into a uniform picture. In any case, it should enjoy this „black“ comedy. And if it happens to learn something about kings, Hofnarren, and mysterious “Jumper” – well, there are things worse than that...


Directing: Myrta Köhler
Gabriele Matzinger
Starring: Barbara Krahofer
  Reinhard Kräuter
Petra Popovic
  Luise Ogrisek
Andreas Seidl
  Paul Sigmund
Ingrid Stejskal
Room: Karo Kindermann
Light / Sound: Johanna Eichinger
  Sigrid Feldbacher
Foto: Birgit Graschopf




Einladung/Programm
Konzept
Fotos/Film
Kritik
Biografie